Äußerungen wie diese bekommen viele Menschen in Deutschland nicht erst seit einer verstärkten rechtspopulistischen Mobilisierung zu hören. Sie würden nicht „zu uns passen“, hätten eine „ganz andere Kultur“. Gemeint sind Menschen, die nicht als deutsch betrachtet werden. Dabei spielt es meist keine Rolle, ob eine Person schon ihr ganzes Leben in Deutschland zu Hause ist oder erst seit Kurzem hier lebt. Man schreibt ihr eine bestimmte Herkunft zu – sei es aufgrund ihres Namens, ihres Aussehens oder auch eines Kleidungsstücks – und macht sie damit unwiderruflich zum ‘Anderen’. Und dieser ‘Andere’, so die Erzählung, würde nicht nach Deutschland passen, weil er… nun… einfach „ganz anders“ sei.
Dabei passiert etwas Interessantes: Ein Mensch wird beispielsweise aufgrund seines Hauttons zum Fremden stilisiert, doch offen begründet wird die ihm entgegengebrachte Ablehnung oft nicht mit seinem Äußeren, sondern mit einer vermeintlichen ‘Kultur’. Das überrascht nicht, sind doch biologistische Rassenkonzepte seit der NS-Zeit verpönt. Seit Jahrzehnten ist wissenschaftlich bewiesen, dass es so etwas wie ‘Menschenrassen’ nicht gibt. Und so suchten sich viele rechte und extrem rechte Personen, Parteien und Medien ein anderes Einfallstor, mit dem man Personen ausgrenzen konnte.
Wer „Kultur“ sagt, kann doch kein Rassist sein?
Wir alle erinnern uns an Thilo Sarrazins rassistische Thesen. Im Zuge der Veröffentlichung seines Buches Deutschland schafft sich ab sagte die Soziologin Necla Kelek der BILD, Sarrazin Rassismus vorzuwerfen sei „absurd“, da „der Islam […] keine Rasse sondern Kultur und Religion“ sei.
Doch stimmt das? Handelt oder spricht man tatsächlich nur dann rassistisch, wenn man sich auf das überholte Rassenkonzept oder andere vermeintlich biologische Gegebenheiten beruft?
Strategien und Ziele
Achtung, Spoiler: Wie sich die aufmerksame Leser:innenschaft schon denken kann, lautet die Antwort natürlich Nein. Will man dieses Nein schlüssig begründen, lohnt es sich, einen genaueren Blick darauf zu werfen, wie Rassismen funktionieren und was sie bezwecken.
Rassismus unterteilt Menschen entlang einer scharfen Trennlinie. Wer gehört dazu, wer nicht? Wer dazugehört, gilt automatisch als besser und höherwertig als diejenigen, die angeblich nicht dazugehören. Dabei werden Menschen auf einen bestimmten Punkt reduziert, anhand dessen sie ein- oder ausgeschlossen werden. Jemand hat einen türkisch klingenden Namen, Schwarze Haut (als politische Selbstbezeichnung groß geschrieben) oder ist aus einem Land des globalen Südens eingewandert? Dann fällt alles andere, was diesen Menschen ausmacht, unter den Tisch. Dieses eine Merkmal soll – so die rassistische Denkweise – seine ganze Identität und auch sein Verhalten ausmachen. Heißt man hingegen Andreas Meier und hat helle Haut, soll man automatisch dazugehören, ‘deutsch sein’.
Auffällig ist auch, dass diese angeblichen Unterschiede naturalisiert werden. Sprich: Ein bestimmter Unterschied läge in der Natur der Personen. Er sei nichts Erlerntes oder Veränderbares, sondern war immer da und wird auch immer da sein. Auch das gilt für einen biologistisch wie auch kulturalistisch argumentierenden Rassismus. Denn beruft sich jemand auf die vermeintliche Kultur einer Person, wird diese Kultur schlichtweg biologisiert – auch sie wird als unveränderlich und naturgegeben dargestellt.
Zu guter Letzt ignoriert jeder Rassismus die Individualität von Menschen. Von wessen ‘Kultur’ ist die Rede, wenn von der arabischen oder der europäischen Kultur gesprochen wird? Die unzähligen Unterschiede zwischen Menschen, die in ihrem Leben von so vielen verschiedenen Einflüssen geprägt wurden? Geschenkt! Denn ohne diese Homogenisierung kann kein rassistisches Denken funktionieren.
Ob Ein- und Ausschlüsse also an etwas Sichtbarem festgemacht oder einer angeblich damit verbundenen Kultur zugeschrieben werden – sie sind in ihrer Unumstößlichkeit rassistisch. Sie werden erschaffen, um Machtstrukturen aufzubauen oder zu festigen. Und sie wirken häufig im Zusammenhang mit anderen Diskriminierungsformen wie Sexismus oder Ableismus. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Migranten pauschal Frauenfeindlichkeit vorgeworfen wird, ohne in den Blick zu nehmen, wie stark Sexismus und Gender-spezifische Gewalt Frauen* überall betreffen.
Was tun?
Wenn ihr also das nächste Mal jemanden von einer „anderen Kultur, die nicht zu Deutschland passt“ schwadronieren hört, dann fragt doch am besten einfach nach, was genau diese Kultur sein soll. Dabei entpuppt sich oft schnell, dass die Person entweder uninformiert ist oder Menschen gezielt rassistisch ausgrenzen will. Wie ihr darauf reagieren könnt, erfahrt ihr in verschiedenen Argumentationshilfen oder in Argumentationstrainings – Rassismus geht uns alle an.
Wenn Sie meinen, daß es gar kein deutsches Volk gäbe, selbst die Rechte dies für illusionär halte — wer sagt denn das? Ich lese Ihre Doktorarbeit nicht; Andreas Vonderach würde das jedenfalls niemals behaupten –, dann kann es ja auch keine deutsche Geschichte geben. Dennoch würde niemand einen Türken mit deutschem Paß eine NS-Vergangenheit vorwerfen (zumal einige meiner Vorfahren im KZ starben oder auf Steinwachen gequält wurden, andere fielen im Krieg, eine Verweigerung hätte die Erschießung bedeutet etc. pp.)
Man wohne in Schwarzafrika und behaupte, es würde keinen Unterschied zwischen den Völkern geben. Dann ziehe man nach Japan, um wiederum in Südamerika und schließlich zurück in Deutschland zu leben. Das nimmt doch niemand ernst. Natürlich gibt es Völker, gerade auch im Sport schlägt sich dies nieder, niemand würde behaupten, daß Chinesen die besten Basketball- oder Fußballspieler wären. Auch Mediziner in den Vereinigten Staaten wissen, daß Schwarze weniger Prozac vertragen, ja man kann die Großrassen anhand des Skeletts bestimmen. Das ist doch nichts Neues?
Lesen Sie lieber den Essai „War and Migration“ des führenden Militärhistorikers Martin van Creveld — in: There Will Be War Volume X: History’s End –, der darin zum Schluß kommt, daß Einwanderung Krieg sei und umgekehrt.
Ich wurde von Türken und Libanesen aus einer Multi-Kulti-Gesamtschule gemobbt, habe die Neunte abgebrochen und lebe seitdem — das ist nun zwanzig Jahre her! — von Sozialgeld. Die _wußten_ ganz genau, wer zu denen gehörte und wer nicht. Nur habe ich damals logischerweise noch nicht das Rüstzeug besessen.
Fürchtete ich nicht Gott Vater, Christus, und die ewige Verdammnis, _natürlich_ würde ich mich dann umbringen.